Schuljahr 2003/04 | ||
Die Kunst der lückenlosen Kennzeichnung |
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Das Thema Gentechnik steht ab 18.4.2004 wieder im Interesse der Öffentlichkeit. Zu diesem Zeitpunkt tritt eine EU-weite Regelung zur Kennzeichnung gentechnisch veränderter Lebensmittel in Kraft, die eine wichtige Frage regelt: „Ist da Gentechnik drin?“ | ||
Doch ist eine klare Antwort zu erwarten? | ||
Gentechnisch veränderte Organismen an sich sind selbstverständlich
kennzeichnungspflichtig. Ausgenommen aber sind die sogenannten Lebensmittelzusatzstoffe
oder Aromen, die mit Hilfe von gentechnisch veränderten Mikroorganismen
hergestellt werden. Dabei handelt es sich um Hilfsstoffe, welche zum Beispiel
die Teigeigenschaft wie Maschinengängigkeit, Stabilität oder Krustenbildung
von Brot verbessern. Diese zugesetzten Enzyme werden als technische Hilfsstoffe
angesehen und müssen in der Regel nicht gekennzeichnet werden. |
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Die Liste dieser Stoffe ist mittlerweile lang. Wenn man heute
im Supermarkt Fertiggerichte kauft, sind mit großer Wahrscheinlichkeit
Produkte von gentechnisch veränderten Mikroorganismen verwendet worden:
Die Gentechnik ist quasi bereits „in aller Munde“! Die Schüler und Schülerinnen der HBLA Ursprung wollten es im Zuge eines Schulprojektes genauer wissen und stellten sich die Frage, welche Rolle die Gentechnik bei den Lebensmittelzusatzstoffen spielt und wie diese hergestellt werden. |
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Schülerinnen und Schüler greifen ins Erbgut ein | ||
Bei bisherigen High-Tech-Projekten hat die HBLA Ursprung „nur“ gentechnische Veränderungen in Mais und Soja nachgewiesen, bzw. die Gentechnik als Werkzeug für Vaterschaftstest bei Pferden etc. verwendet. Mit der diesjährigen Arbeit haben die SchülerInnen erstmals selbst einen Eingriff in das Erbgut eines Mikroorganismus gewagt, durchgeführt in einem Labor des Schwerpunktes Biowissenschaften und Gesundheit der Universität Salzburg.Für die gentechnische Veränderung wurde das Gen für GFP verwendet. Dieses ungewöhnliche Gen ist der Bauplan für das „Green Fluorescence Protein“, das weltweit einzig bekannte fluoreszierend leuchtende Eiweiß. Eine der wichtigsten zellbiologisch-medizinischen Anwendung von GFP – es stammt ursprünglich aus Tiefseequallen – ist der Einsatz als „molekulare Lampe“. Es wird in der Forschung verwendet, um damit wichtige Bestandteile der Zellen quasi wie ein Leuchtmarker zu „färben“. | ||
Die SchülerInnen haben dieses Gen im Labor mit entsprechenden gentechnischen Werkzeugen und Methoden in Bakterien eingebaut. Dr. Edith Bogengruber von der Universität Salzburg war über die ungewöhnliche Leistung der Schüler und Schülerinnen begeistert: “Erstaunlich, mit welchem Grundwissen und Grundfertigkeiten die Schüler der HBLA Ursprung die Aufgabe meisterten!“ Damit wurden die Mikroorganismen derart verändert, dass sie in grüner, roter oder gelber Farbe künstlich leuchten. Auf speziellen Nährböden vorgezüchtet, könnte der neue transgene Organismus bereits für die industrielle Massenproduktion verwendet werden. | ||
Mit genau dieser Technik werden großtechnisch
Bakterien und Pilze modifiziert, damit diese unter anderem Lebensmittelzusatzstoffe,
Backhilfsmittel, Aromen, Geschmacksverstärker oder Vitamine erzeugen.
Dr. Konrad Steiner, Betreuer des Schulprojektes: „Für die HBLA Ursprung war es auch deswegen ein Thema, weil diese Zusatzstoffe sich auch ungekennzeichnet in Futtermitteln finden – eine Tatsache, die vor allem Biobauern bewusst sein sollte“. |
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Die Gentechnik ist definitiv im Regal (Eine Chance für den biologischen Landbau !) | ||
Dass die Gentechnik in der industriellen Lebensmittelproduktion
eine wichtige Rolle spielt, konnten die SchülerInnen mit ihrem Projekt
eindeutig zeigen. Für eine lückenlose Kennzeichnung müsste ein Kontrollsystem des Herstellungsverfahrens aufgebaut werden. Die Lösung wird künftig nicht sein, jedes Produkt mit GVO-Zusatzsstoffen zu kennzeichnen, sondern in Form der positiven Kennzeichnung Lebensmittel hervorzuheben, die -garantiert und überwacht- nicht mit Hilfe der Gentechnik hergestellt wurden – wie Produkte aus dem biologischen Landbau. |
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