Vermehrung der selektierten Cyanobakterien (Blaualgen) zu einem attraktiven Stickstoff-Dünger (Bio-Verfahrenstechnologie der HTL-Braunau):
1 Allgemeines:
Um Mikroorganismen zum Zwecke der Gewinnung von wirtschaftlich interessanten Produkten
(Bier, Citronensäure, Ethanol, Penicillin,…) zu vermehren, gibt es bereits eine Reihe von Verfahren der Biotechnologie,
bei denen
man Bioreaktoren einsetzt. Bioreaktoren werden in drei Kategorien eingeteilt, in Batch-, Fed Batch- und kontinuierlichen Prozess.
Der prinzipielle Unterschied zwischen Batch- und kontinuierlichem Prozess besteht darin, dass bei einem Batch- Prozess die Anlage
in regelmäßigen Abständen befüllt und entleert wird. Die Zeit, wie lange der Prozess läuft, ist abhängig
von der Synthesereaktion
oder der gewünschten Menge an Biomasse. Der Reaktor wird vollkommen entleert und einem Substrat- und Organismen-Tausch unterzogen.
In einem kontinuierlichen Prozess hingegen wird dem Bioreaktor stetig Substrat zugeführt und Biomasse abgepumpt. Bioreaktoren
müssen fast immer steril betrieben werden, das heißt , man darf keine Fremdorganismen einschleppen, die zu
Fehlprodukten führen
können. Bei einem Batch- Reaktor ist dies nicht so schwierig, bei jedem Tausch des Mediums wird der Reaktor neu
sterilisiert. Bei einem kontinuierlichen Prozess, der theoretisch „ewig“ läuft, ist die Einhaltung steriler Bedingungen
besonders wichtig.
2 Projektziel:
Ziel war es, eine Anlage zu planen und auch aufzubauen, die kontinuierlich Biodünger aus Blaualgen herstellt.
Aus einem Prototyp sollte dann eine wirtschaftlich rentable Großanlage konstruiert und gebaut werden. In unserer Vorrichtung
sollen sich die von der HBLA Ursprung nach intensiver Forschungsarbeit selektierten und vor getesteten, ungiftigen Stämme
der Cyanobakterien vermehren und dabei möglichst viel Stickstoff aus der Luft aufnehmen, der dann in der Biomasse als
Protein oder Protein-Vorstufe gebunden wäre. Es soll somit eine preisgünstige und umweltfreundliche Methode zur Synthese
von biologischem Stickstoff-Dünger entwickelt werden. Herkömmliche N-Kunstdünger werden über die Ammoniak-Schiene
ja sehr kostenintensiv und nicht umweltfreundlich produziert, enthalten teilweise zu leicht verfügbaren Stickstoff in Form
von Ammonium- und Nitrat-Ionen, womit auch zusätzlich Probleme für das Grundwasser gegeben sind.
3. Welche „Ressourcen“ benötigt man?
3.1 Substrate:
Als mineralisches „Futter“ für unsere Cyanobakterien ( Blaualgen) verwenden wir eine Ionenkombination mit Haupt-
und Spurensoffen, die sich im Institut für Limnologie (Gmunden) als sehr erfolgversprechend erwiesen hat. (Zusammensetzung: siehe
Anhang) In geeigneten Schraubverschlussflaschen wurde das Substrat eingebracht und mit unserem Dampfsterilisator (Certoclav)
bei 124°C für 40 Minuten sterilisiert und so steril wie möglich mittels HCl (c= 0,1mol/L) und pH-Elektrode auf
pH= 7,2 gebracht..
3.2 Steril-Luft:
Die benötigte Stickstoffmenge wird als Luft mittels einer Großaquarienpumpe durch einen selbstgebauten Vorfilter über
einen Schwebkörperdurchflussmesser in den Sterilisationsfilter eingedrückt, von wo das Gas mittels ein Horizontalrohr in
das „Air-Lift-System“ eingedüst wird. Auf diese Weise wird einerseits eine Stickstoffanreicherung des Substrates
und andererseits ein pumpenartiger Auftrieb in unserem selbst entworfenen Vertikalrohr-Pumpen-Systemes erreicht.
Hier stellen sich auch für die einzelnen Gaskomponenten der Luft im flüssigen Medium individuelle, d. h.
gasspezifische Gleichgewichtszustände ein. Es dürfte sich nach kurzer Zeit ein Massenverhältnis von N 2 : O2 : CO>2: = 1: 2: 80
(Druck 1bar, Temperatur 20°C) eingestellt haben. Zusammensetzung von Luft:
78 % Stickstoff, 21% Sauerstoff, 1% Edelgase und 0,03% Kohlendioxid. Unsere Bakterien benötigen für das Wachstum im Rahmen
der Photosynthese Kohlendioxid, das auf Grund der guten Wasserlöslichkeit von CO2 im Substrat (Chemisorption) angereichert wird.
Ebenfalls gelöst wird etwas Stickstoff, der für unseren Prozess ja essentiell ist, sowie natürlich auch der Sauerstoff.
In welchem Verhältnis die Luftkomponenten im Substrat dann tatsächlich vorliegen, konnte aus der Literatur noch nicht
recherchiert werden, wird aber die Untersuchungsaufgabe der nächsten Zeit sein.
Ein kleiner Stickstoffsteckbrief:
Stickstoff ist ein farbloses, geruchloses und chemisch reaktionsträges Gas. Das Molekül ist relativ klein und weist eine
Dreifachbindung auf. Elektronegativität: 3,04 (Pauling). Mit Wasser dürften sich kaum Wasserstoffbrückenbindungen ausbilden,
worauf die geringe Löslichkeit zurückzuführen ist.
Vereinfachtes Reaktionsschema für die Chemisorption von Stickstoff durch das Bakterium:
Über einen sehr komplexen photoneniduzierten Prozess kann mittels des Enzyms „Nitrogenease“ das Cyanobakterium den
gelösten Stickstoff aus dem Substrat aufnehmen und über eine REDOX-Reaktion an organische Materie verknüpfen.
Ob der für die Bildung von Glutamin notwendige Kohlenstoff ebenfalls über die Heterocysten oder die anderen Verbandszellen
erfolgt, ist noch nicht eindeutig geklärt. Die Stickstoffbindung spielt dabei wahrscheinlich eine wichtige Rolle für den
Auf- bzw. Abbau von Proteinen für die eigenen und
die Verbandszellen.
3.3 Lichtquellen:
Da für den Vermehrungsprozess unserer „Photobakterien“ elektromagnetische Energie notwendig ist, verwenden wir
für die kontinuierliche Laborreaktoranlage eine konstante Lichtquelle, die wir auch Tag und Nacht einsetzen können.
Wir simulieren quasi die Sonne, um möglichst schnell an optimierten Testergebnissen zu kommen. Für unsere Anlage verwenden
wir derzeit dieselben Leuchtstoff-Röhren, die auch die Partnerschule für ihre Testserien angewendet hat, nämlich
Typen der Fa. Osram mit einer Farbnummer von „965“ (sonnennahe Spektralverteilung). Wir arbeiten derzeit im
Röhrenreaktor mit einer Strahlungsleistung von 10-20 W/m2 (diese erhalten wir in einem Abstand von 25-30mm von der
Röhrenoberfläche) Bei der schon in der Erstentwicklung befindlichen Großanlage soll im Sommerbetrieb
ausschließlich die Sonne genützt werden, die auch gleichzeitig die notwendige Wärme zwischen 20-30 °C liefern soll.
Für den Winterbetrieb verwenden wir wahrscheinlich denselben Lampentyp, der in einer Leuchtflächenanordnung mit
geeigneten Reflektoren sowohl elektromagnetische Energie als auch die Wärme liefern kann. Das natürlich nur dann, wenn
diese Methode sich als wirtschaftlich erweist. Das hängt davon ab, ob wir die Vermehrungsraten der Cyanobakterien deutlich
steigern können. Unser kontinuierlicher Sandwich-Stickstoff-Kollektor, der für den Winterbetrieb optimal isoliert
wird, sollte dann relativ energiesparend Stickstoffdünger produzieren können. Die dazu notwendige elektrische Energie
sollte über moderne Photovoltaiktechologie erhalten werden.
3.4 Reaktorwärme:
Beim vertikal angeordneten Röhrenreaktor zieht die von der Lichtquelle mäßig produzierte Abfall-Wärme aufgrund
des Kamineffekts von unten nach oben, wobei wir durch geeignete Belüftungsöffnungen den Vertikalluftstrom so steuern
können, dass die optimalen Temperaturen für die Zellteilungen zwischen 20-30°C liegen können. Beim Großreaktor,
der am Glashaus oder auf Dächern positioniert wird, erwärmt die Sonne direkt die hier verwendeten Glasröhren, welche
wiederum über ein einfaches Lüftungssystem von unten gut thermostatisierbar sein sollte. Wichtig ist, dass in keinem
Fall die Temperatur über 30° steigen darf, da sonst die Zellen geschädigt würden.
4 Entwicklung unserer Anlage:
Nach vielen Diskussionen und nach Rücksprache mit dem Partnerteam, sind wir zum Schluss gekommen, dass die Labortestanlage
als „Röhrenreaktor“ unter Verwendung von billigen , aber „lebensmittelechten“ PVC-Schläuchen und
die für die Praxis gedachte Großanlage aus gut lichtdurchlässigen Glasröhren als jeweiliges Herzstück,
gefertigt werden sollten.
4.1 Arbeitsprinzip des Röhrenreaktors:
Neben dem Röhrenreaktor als eigentliche Vermehrungsstation ist eine zentrale Frage die schonende Förderung von
Cyanobakterien-Suspensionen, da alle üblichen Pumpen die Zellverbände zerstört. Als Neuerung wurde –durch
Vorexperimente unterstützt- ein Glasrohr-Pumpensystem entwickelt und vom Glasbläser nach unseren Plänen gefertigt.
Es funktioniert nach dem bereits beschriebenen Verfahren des Air-Lift-Systems, bei dem man durch Einblasen von Luft (Gasen)
eine Dichtverringerung des flüssigen Mediums erreicht, das dadurch in der Steigröhre einen Auftrieb erhält. Durch
den dadurch resultierenden Pumpeneffekt wird das lebende Suspensionsmedium von oben her durch den Röhrenreaktor gedrückt,
in dem das Hauptwachstum der Cyanobakterien unter Licht- und Temperaturkontrolle stattfindet (Aktivierungseinheit). Unter
Sterilität und in Abhängigkeit der Zeit, des pH-Wertes und der Suspensionsqualität vermehren sich nun die
Stickstoffbinder und reichern sich im unteren Teil des integrierten Absetzers der Air-Lift-Anlage an (Sedimentationsanreicherung).
Von dort wird das Stickstoffdüngerkonzentrat periodisch oder kontinuierlich mittels einer Schlauchpumpe abgezogen und im
Düngervorratsbehälter gelagert. Den Flüssigkeitsverlust ersetzt man durch Einpumpen des Sterilsubstrats ebenfalls
mittels einer Peristaltikpumpe. Die gesamte Anlage kann mittels einer einfachen SPS auch automatisiert werden.
4.2 Die Konstruktionen:
4.2.1 Der Röhrenreaktor, Prototyp 2:
Das Haltegerüst der Anlage besteht aus vier mittleren Gewindestangen (Durchm. 10mm) und aus sechs weiteren Gewindestangen
etwas außerhalb, die auf einer stabilen Bodenplatte so justiert sind, dass der ausgewählte Kunststoffschlauch
(Innendurchmesser 12mm) in gleichmäßigen Windungen zu einer Spirale geformt werden können. Drei Stabilisationsbleche
mit Hohlräumen für den Lichtbalken und die Luftzirkulation zwischen den Stäben vervollständigten
die „Spiralkonstruktion“..
Diese Konstruktion steht auf einem Unterbau mit zwei Flächen, der so gefertigt ist, dass sowohl die Platte mit den drei Regelhähnen als auch alle Schalter funktionsgerecht montiert werden können. Als Lichtquelle zentrierten wir in der Spiralenmitte eine Tageslichtlampe (Osram-965, 58W) die nicht nur die Lichtversorgung übernimmt, sondern auch als konstante Schwachwärmequelle funktioniert.
Zur Erreichung eines maximalen Lichtwirkungsgrades ist um die Schlauchwindungen ein zylindrischer Mantel aus Hochglanz-Aluminiumblech als Reflektor fixiert. In den Boden und die Grundplatten schnitten wir vier Löcher, die Frischluft zuführen, da die warme Luft aufgrund des Kamineffektes durch die Anordnung nach oben strömt. Diese Löcher sollen die Temperatur im Reaktor stabilisieren, um den Cyanobakterien optimale Temperaturbedingungen bieten zu können.
Der nächste wichtige Punkt war die Auswahl einer geeigneten Pumpe. Dafür führten wir eine Reihe von Pumpentest mit mehreren Pumpentypen (Kolbenpumpen, Membranpumpen, Schlauchpumpen) durch und kalibrierten ihre Pumpleistung in Abstimmung auf unsere Aufgaben.
Für die Zufuhr der Steril-Luft wurde eine große Aquarienpumpe installiert. In diesem Luftkreislauf befindet sich auch noch ein Vorfilter, ein Schwebkörperdurchflussmesser, ein Hauptsterilfilter (Porenweite 0,2µm), der Gasinjektor, das Substrat und ein Sterilfilter als „Wache“ beim Ausströmen der Überschussluft aus dem „Air-Lift-System“.
Für die Befüllung unseres Prototyps 2 benötigen wir ca. 3-4 Liter sterile Substratlösung. Zur manuellen Steuerung des Reaktors verwenden wir Dreiweghähne, die auf einem Steuerbord befestigt sind. Mit diesen Hähnen wird der Reaktorzu- und Abfluss sowie der Endproduktabfluss derzeit mechanisch geregelt. Weiters können Pumpe und Licht über Schalter betätigt werden, die unterhalb des Reaktors befestigt sind. Für die Substratzufuhr bzw. das Gewinnen des gewünschten Düngers werden Peristaltikpumpen (Schlauchpumpen), geeignete, sterilisierbare Behälter und das „Air-Lift-System“ verwendet.
Legende:
1 Subtrat
2 Sterilfilter klein
3 Substratpumpe (Kolben oder Schlauchpumpe
4 Stativstange
5 Hahn: Düngerentnahme
6 Substratzufuhr
7 Luftzufuhr
8 Schlauchpumpe: Düngerentnahme
9 Luftpumpe
10 Luftvorfilter
11 Schwebkörperluftmengenmesser
12 Hauptsterilfilter
13 Lichtreflektorzylinder
14 Leuchtstoffröhre
15 Röhrenreaktor
16 Sammler für Dünger
17 Sterilfilter klein
18 Steuerboard
19 Transporthähne
20 AIR LIFT Umwältzeinheit
21 Sterilluft Einlass
22 Luftauslass, Substratzuführung
23 Temperaturfühler
24 pH Sensor
25 Temperaturfühler
26 integrierter Absetzer für die Cyanobakterien
4.2.2 Der Sandwich-Stickstoff-Kollektor (SSK) für die Praxis:
Diese Anlage befindet sich derzeit in der Bauanfangsphase. Im Wesentlichen wird die Vorrichtung alle Komponenten wie die
Laboranlage enthalten. Das eigentliche Herzstück, nämlich der sog. SSK (Sandwich-Stickstoff-Kollektor) wird aus Gründen der
praxistauglichen Bauweise und Nutzung im Freien natürlich anders gestaltet werden müssen.
Sommerbetrieb:
Wie aus dem vereinfachten Konstruktionsschema zu erkennen ist, fließt das Substrat durch sonnenbeschienene Glasrohre, die über
spezielle Kopplungsmechanismen zu gewünschten rechteckigen Einheiten verknüpft werden können. Nach diesem Prinzip können
10 – 20 Reaktionsrohre aus Glas (dzt. vorliegender Außendurchmesser 24mm, Länge 1500mm) modulartig parallel
so zusammengekoppelt werden, dass sie- ähnlich einem üblichen Solarkollektor - (aber ohne Glasabdeckung) in einem
Rahmenbehälter („Lade“) transportfähig gesichert werden können.
Durch entsprechende Orientierung der Rohre in der „Lade“ und der Lade gegenüber der Sonne kann die elektromagnetische Energieeinstrahlung der Sonne optimal für die Bakterienzucht genutzt werden. Um Überhitzung zu vermeiden ist die Lade von unten her durch geeignete Schiebefenster belüftet. Ebenso können entsprechende Aluminiumreflektoren um die Lade herum und unter den Rohren zur solaren Effektivitätssteigerung eingebaut werden.
Winterbetrieb:
Um die Vorrichtung auch im Winter betreiben zu können, wäre es vorgesehen, die SSK mit einer Beleuchtungseinheit, bestehend
aus den Leuchtstoffröhren, so eng wie erforderlich gelegt („Beleuchtungskappe“), zu bedecken, indem man die
gesamte Einheit („Lade“ und „Kappe“) derart thermisch isoliert, dass sowohl die Licht-Energie als
auch die Wärmeabstrahlung der Lampe für den Vermehrungsprozess optimal und wirtschaftlich genutzt werden kann.
Legende:
1 Holzumkleidung
2 Alu-Winkel
3 Rohrstabilisator
4 Alu-Reflektor
5 Zulauf
6 Ablauf
7 Reaktorrohr
8 O-Ring-Kupplung
9 Belüftung
10 Haltegriff
11 Leuchtstoffröhre
12 Isolation
13 Glasrohr
14 Krümmer
15 O-Ring,Gummi
16 Stabilisierung
5. Sterilkammern:
Bei der Überimpfung, mikroskopischen Kontrollen und Züchtung von Mikroorganismen müssen hohe
Sterilitätsanforderungen eingehalten werden. Diese Sterilität müssen wir aufrecht erhalten, um eine Verunreinigung
von Anlagenteilen und dadurch ganzer Ansätze zu verhindern. Da wir keine Sterilbank an unserer Schule haben, funktionierten wir
zwei Aquarien zu „Sterilboxen“ um, wobei wir uns ständig den Rat der Partnerschule einholten.
6 Inbetriebnahme der kontinuierlichen Labortestanlage („Röhrenreaktor“)
6.1 Sterilisierung der gesamten Testanlage:
Da die sich entwickelnden Cyanobakterien-Stämme nicht mit Fremdstämmen kontaminiert werden dürfen, müssen periodisch
alle Anlagenteile mit Sterilisierlösugen (70% Ethanol oder andere „Bakterizide“) sterilisiert werden. Flaschen werden
mit Dampfdruck oder im Trockenschrank sterilisiert.
6.2 Eigentlicher Betrieb der Testanlage
Nach Herstellung der sterilen Substratlösungen, die in 1-5 L Charchen bevorratet werden, wird die Anlage über eine
Schlauchpumpe unter Einhalten von Sterilbedingungen gefüllt und anschließend je nach experimenteller Fragestellung mit
verschieden großen Mengen unterschiedlicher Stämme beimpft. Durch Einleiten der variablen Volumsmenge an Sterilluft kann
sowohl die Umpumpgeschwindigkeit über das Air-Lift-System als auch gleichzeitig das Angebot an Luftstickstoff (oder anderen
Gasen) variiert werden. Zur Versorgung der Bakterien mit Lichtenergie und Wärme wird die im Röhrenreaktor zentrierte
Leuchtstoffröhre eingeschaltet und die Messsensoren für Temperaturen und pH-Wert aktiviert. Alle Vermehrungsparameter
können über die Konzentration, Qualität und die Zeit variiert und optimiert werden. Der im Air-Lift-System integrierte
Absetzer konzentriert die Cyanobakterien über Gravitation auf. Von hier kann man über eine eigene Schlauchpumpe das
Düngerkonzentrat in die Vorratsbehälter absaugen, während man die Substratlösung wieder ergänzt.
Je nach Zielsetzung kann man die Anlage kontinuierlich oder im „Batch-Betrieb“ fahren. Aufgrund der
langsamen Vermehrungsrate der Cyanobakterien dauert ein Volltest für bestimmte Stämme zwischen 4-6 Wochen.
Kontrolle des Canobakterienwachstums (Photometrie)
Filterphotometer: WTW PMP 3000, Analysenwaage (d= 0,1mg)
Zur laufenden Kontrolle des Wachstums der Kulturen entnehmen wir periodisch kleine Mengen aus dem Kreisstrom über einen
Dreiweghahn und messen die Lichtdurchlässigkeit mit einem Photometer in einer gut geschüttelten, verschließbaren
10 mm Küvette bei einer Wellenlänge von 415nm, weil wir hier die höchste Empfindlichkeit erreicht haben.
Unsere Extinktionswerte lagen dabei zwischen 0,1-1,4.
Aus einer Kalibrierkurve, die man aus der Bakterien (Algen)-trockenmasse und den dazugehörigen Extinktionswerten ermittelt, kann
jeweils auch die Massenzunahme objektiv aus der Lichtabsorption ermittelt werden.
7. Zukunftsaspekte
Da die derzeitige Wachstumsgeschwindigkeit von Cyanobakterien mit einer Verdopplungsrate von ca. 24 Stunden relativ langsam ist, und
auch die gewünschte Stickstoffaufnahme aus der Luft noch nicht den gewünschten Spitzenwert erreicht hat,
(landwirtschaftliche Nutzung) müssen noch weitere forscherische Untersuchungen gemacht werden. Die einfachste Methode
zur Stickstoff-Anreicherung wäre der Einsatz einer einfachen Zentrifugenstufe, bei der auch gleichzeitig der Zellverband so
zerteilt wird, dass er möglichst düngewirksam ist.
Weitere Maßnahmen:
a) Optimierung aller Parameter, die man bei unserem Röhrenreaktor-Prototypen variieren kann.
b) Einsatz von Reinstammmischungen. Eventuell gibt es gegenseitige positive Beeinflussungseffekte.
c) Vermehrung der stickstoffbindenden Heterocystenzahl pro Zellverband durch Behandlung der Stämme mit unterschiedlichen
Mengen an Stickstoff, Kohlendioxid und Sauerstoff (Begasungsversuche)
d) Vermehrung der Heterocystenzahl bzw. der Leistungsfähigkeit des N-Bindevermögens durch vorsichtige Mutationsversuche
mit UV-Licht, Temperaturschock, Peroxiden oder natürlicher γ-Strahlung, wie sie aus Kaliumsalzen frei wird.
e) Vermehrung von Heterocysten bzw. Zellverbänden durch gepulste elektrische Stimulation in Gleich- Wechselspannungsfeldern.
Quellen:
• www.kleinjakob.at/wp-content/uploads/2006/06/Kontinuierliche%20Fermentation.pdf
• http://www.wasser-wissen.de/abwasserlexikon/f/fermenter.htm
• www.mts-filtertechnik.de
• http://www.cryo-technik.de/sterilfilter.htm
• Cypionka Nerkbert: Grundlagen der Mikrobiologie, 2.Auflage Springer-Verlag 2002
• Hans G.Schlegel, Christiane Zaborosch: Allgemeine
Mikrobiologie, 7.Auflage 1992 Georg Thieme Verlag
• Roland Süßmuth, Jürgen Eberspächer, Rainer Haag Wolfgang Spinger:
Mikrobiologische- Biochemisches Praktikum, 2 Auflage Springer Verlag 1987
• Hans G.Schlegel. Allgemeine Mikrobiologie, 3.Auflage Georg Thieme Verlag 1974