Ernährungsgewohnheiten bei Jugendlichen – der Grundstein für spätere Lifestyle-Erkrankungen?
Wann beginnen unsere Wohlstandserkrankungen? Fangen Lifestyle-Erkrankungen schon früher an?
Fast Food und Convenienceprodukte erfreuen sich besonders bei der heutigen Jugend zunehmender Beliebtheit. Schon lange wird aber auch der hohe Fett-, Zucker- und Salzgehalt dieser Nahrungsmittel angeprangert. Doch sind das die einzigen Gründe, warum man sich den Griff zum Burger, zur Fertigpizza und Co. vielleicht zweimal überlegen sollte?
Ein naheliegender Gedanke war, dass Life-Style-Erkrankungen, die Risikofaktoren für einen späteren Herzinfarkt oder Schlaganfall bzw. das metabolische Syndrom bereits im Jugendalter durch ungünstige Ernährung und Bewegungsmangel angelegt werden. So kam uns die Idee, diesem Gedanken mit einer kleinen epidemiologischen Studie an unserer Schule nachzugehen bzw. - was uns noch viel wichtiger war - möglichst viele MitschülerInnen zu einer gesunden Lebensweise zu motivieren!
Unser Ziel war es, folgende Fragen aufzuklären:
Wie ernähren sich Jugendliche wirklich?
Spiegeln sich diese Lebensgewohnheiten im Blutbild oder durch Abweichungen von der Norm bei Fetten oder Leberwerten wider?
Kann man das metabolische Syndrom bereits im Alter von 14-19 nachweisen?
Wie schaut es bei den SchülerInnen
mit dem Spurenelementstatus aus, insbesondere dem von Kupfer und Eisen?
Gibt es bereits Anzeichen einer Veränderung des Lebergewebes
im Jugendalter?
Wie kann man Jugendliche motivieren, sich gesund zu ernähren?
Ein umfangreicher und standardisierter Fragebogen
zu Essgewohnheiten mit ernährungsrelevanten Gesundheitswerten wurde von uns speziell auf die SchülerInnen der HLFS Ursprung abgestimmt, um ihn mit den erhobenen medizinischen Parametern in Verbindung bringen zu können.
Allen freiwilligen TeilnehmerInnen wurde die Analyse von allen für die Ernährung relevanten Blutwerten angeboten: Komplette Lipide, Cholesterin, Blutzucker nüchtern, Insulin nüchtern, Leberwerte, Kreatinin, Harnstoff, komplettes Blutbild, kompletter Eisenstatus, Kupfer, Caeruloplasmin, Zink u.v.m. Neben der Blutabnahme wurde ein Ultraschall der Leber gemacht und verschiedene Körpermaße genommen.
Voraussetzung war natürlich, dass alles anonym abgewickelt wurde. Nach der Blutanalyse im KH Oberndorf, bei der wir aktiv mithelfen durften, konnte jede/r die persönlichen Daten über den jeweils zugeteilten Strichcode abholen.
Damit alle beteiligten SchülerInnen auch selbst ihre Gesundheitsdaten analysieren und bewerten konnten hielt Dr. Elmar Aigner vom KH Oberdorf einen Vortrag, in dem er jeden einzelnen gemessenen Gesundheitsparameter aus ärztlicher Sicht erläuterte und dessen Sollwerte samt Gegenmaßnahmen bei Unter- oder Überschreitung vorstellte.
Besonders ging er auf die Physiologie der Spurenelemente im menschlichen Körper ein. Somit hatte jeder die Möglichkeit, seine Werte mit dem Optimum zu vergleichen und bei eventuellen Abweichungen gleich nachzufragen, wie man diese ausgleicht.
Besonders stolz sind wir, dass sich durch unsere Initiative 325 SchülerInnen (95%) der HLFS Ursprung zum Gesundheitscheck angemeldet haben und wissbegierig die Auswertungen studierten, um für sich persönliche Schlüsse zu ziehen. Einige waren sehr erstaunt, welche Auswirkungen ihr Life-Style bereits auf die Gesundheitsparameter zeigte und so mancher nahm sich vor, die Ernährung umzustellen ...
Wir konnten in unserer Schule einen eindeutigen Trend zur Entwicklung von Wohlstandskrankheiten rund um Diabetes und Bluthochdruck erkennen, die bereits in einem normalerweise nicht fassbaren Stadium unbedingt ernst genommen werden sollte. Besonders ein Zuviel an Eisen und Kupfer scheint deutlich mit dem ausgeprägteren Risikoprofil für das zukünftige Auftreten von Herzkreislauferkrankungen und Insulinresistenz in Verbindung zu stehen - wenngleich hier noch keine erhöhten Werte vorlagen.
Bei Erwachsenen stellt in dieser Situation die Therapie mittels Aderlässen zur Entfernung von Eisen eine bekannte Maßnahme dar.
Unsere Ergebnisse legen nahe, dass auch auf innerhalb der Norm liegende erhöhte Werte bei Jugendlichen ein besonderes Augenmerk gelegt werden sollte.
Die Rolle von Kupfer sollte unbedingt medizinisch und physiologisch untersucht werden, um bestimmen zu können, ob es sich nur um eine Begleiterscheinung handelt oder tatsächlich um einen Faktor, der auch einen therapeutischen Ansatzpunkt bietet.
Schließlich konnten wir einen sehr engen Zusammenhang erkennen zwischen dem Konsumverhalten von Alkohol sowie der Regelmäßigkeit von Mahlzeiten und den sich entwickelnden Risikofaktoren. Angesichts unserer Ergebnisse denken wir, dass Aufklärung hinsichtlich Ernährungsgewohnheiten, Alkohol und der Gefahr von Herzkreislauferkrankungen und Diabetes bereits im Schulalter stattfinden sollte. Dieser Aufklärung sollte als präventive Maßnahme in unserer Gesundheitspolitik besondere Aufmerksamkeit zukommen.
Im Zuge des Projekts entwickelten wir auch Rezepte für einen biologischen Snack, der dem so beliebten Knabbergebäck zwar ähnelt, aber eben viel mehr gesunde Bestandteile enthält.
Wir sind stolz, dass aufgrund dieser unserer Ergebnisse eine Medizinstudentin die Thematik aufgreifen und im Rahmen einer Dissertation näher untersuchen wird. Weitere Dissertationen werden angepeilt. Dr. Elmar Aigner und Univ.-Prof. Dr. Christian Datz streben fortführende wissenschaftliche Untersuchungen an, um unsere erstaunlichen Auswertungen zu untermauern.
Erstmals haben damit SchülerInnen der HLFS Ursprung die Chance, als AutorInnen in professionellen wissenschaftlichen Publikationen mitarbeiten zu können.