Home

Vom Indianerkraut zum Konsumprodukt Feldversuche für Bio-Bauern
2006/2007

Die Pflanze Stevia rebaudiana stammt ursprünglich aus warmen, subtropischen Gebieten wie Paraguay und Brasilien.
Der Anbau in unseren Breitengraden ist über das ganze Jahr nur schwer möglich, da die Pflanze zwar mehrjährig ist, aber keinen Frost verträgt und somit die kalten Wintertage im Freien nicht überleben würde.
Die Temperatur spielt beim Anbau von Stevia eine bedeutende Rolle. Damit die Samen keimen können, muss eine Temperatur von mindestens 22 °C erreicht werden. Günstig für die Vermehrung ist ein Wintergarten oder ein sonniger Platz am Fenster. Außerdem bevorzugt die Pflanze während der Wachstumszeit ein feuchtes Substrat.

Durch selbst angebaute Versuchspflanzen testeten wir verschiedenste Anbautechniken.

Anbau im Zimmer:

Es ist sehr schwer, Stevia-Samen zum Keimen zu bringen. Von den ca. 1000 Samen, die wir insgesamt säten, keimten lediglich zwei.
Viel einfacher ist die vegetative Vermehrung des Stevia-Strauchs über Stecklinge.

Auf diesem Gebiet starteten wir Versuche mit Unterstützung der Höheren Bundeslehranstalt für Gartenbau Schönbrunn. Frau DI Libowitzky erklärte sich bereit einige Pflanzen durch Stecklinge für unser Projekt zu vermehren und uns diese zur Verfügung zu stellen.

 

Die Stevia Stecklinge sind unverholzte Kopf- und Mitteltriebstecklinge mit einer Länge von etwa 3cm. Die Stecklinge wurden anschließend in ein Neuhaus N3- Substrat abgesteckt. Das ist ein ungedüngtes Aufzuchtsubstrat, in dem die feinen Wurzeln der Stecklinge, ohne gleich durch zu hohe Stickstoffkonzentrationen zu „verbrennen", wachsen können. Anschließend wurden die Stecklinge auf Anzuchtplatten gesteckt, da diese im Gegensatz zu Töpfen weniger Wasser halten und somit ein Faulen der Pflanze verhindern. Bei 22°C und einer durch Sprühnebeleinsatz erreichten Luftfeuchtigkeit von 95% begannen die Stecklinge zu wurzeln.
Wir erhielten 32 Stecklinge. Auch einige Infos zu Anbau und Betreuung bezogen wir von der HBLFA für Gartenbau.
Als die Pflänzchen dann in Ursprung ankamen, funktionierten zwei von uns ihr Internatszimmer in ein Tropenhaus um.
Wir hängten nasse Handtücher auf, drehten den Heizkörper auf und ließen das Fenster fast immer geschlossen.
Außerdem sammelten wir alle durchsichtigen Plastiksäckchen, die wir auftreiben konnten, stachen Löcher hinein und stülpten sie über die Pflänzchen. Diese kamen auf die Fensterbank, wo mit Müh und Not alle Platz fanden.
Wir hatten allerdings keine Untertassen. So legten wir das Fensterbrett kurzerhand mit Klopapier aus, damit abfließendes Wasser nicht davon rinnen konnte. Dies war unbedingt nötig, da die Erde immer feucht zu halten ist.

Unsere Bemühungen machten sich bezahlt: Die Steviapflänzchen wuchsen und gediehen prächtig. Und nicht nur das - Einige begannen schon nach wenigen Wochen zu blühen, obwohl sie erst wenige Zentimeter groß waren!
Da nahmen wir es gern in Kauf, dass es in unserem Zimmer ziemlich stickig wurde. Der Urlaub in den Tropen blieb uns dadurch auch erspart.

Sobald die Pflanzen etwas größer waren, entfernten wir von einigen die Plastiksäckchen. Das tat ihrem Wachstum keineswegs einen Abbruch, im Gegenteil, sie schossen geradezu in die Höhe.
Einige mussten wir bald stützen, damit sie nicht umknickten.
Allerdings streikten auch ein paar. Während die größten Pflanzen schon über 30cm erreicht hatten, waren noch einige kleiner als 1cm.
Für dieses Phänomen konnten wir bis heute keine Erklärung finden. Alle Pflänzchen haben wir gleichzeitig bekommen und unter gleichen Bedingungen gehalten.

Im Juni können die etwas größeren Pflanzen ins Freie gesetzt werden. Der große Vorteil liegt darin, dass sich die Pflanze im Freien besser ausbreiten kann. Vor dem ersten Frost sollte die Stevia-Staude jedoch wieder in einen Topf umgesetzt werden und wenn möglich in einem dunklen und kühlen Raum überwintern. Obwohl sie sich in einer Ruhezeit befindet, sollten die Wurzeln nicht austrocknen. Werden die Tage wieder länger, müsste auch die Steviapflanze wieder austreiben. Mit den geeigneten Klimabedingungen kann diese Ruhezeit auch umgangen werden. Dies macht die Pflanze jedoch weitaus anfälliger für Krankheiten und Schädlinge.

Anbau am Feldacker
Jetzt im späteren Frühjahr wurden wir endlich auch im Freien aktiv. Ein passendes Feldstück auf unserem Schulhof war schnell gefunden und die Arbeit konnte beginnen.
Kurzerhand liehen wir uns vom Schulbetrieb Traktor und Pflug aus, um das auserwählte Feldstück umzupflügen. Da die Pflanzen einen feinen Boden benötigen starteten wir unseren nächsten Streich.
Die Gärtner unter unseren Lehrern staunten nicht schlecht, als plötzlich ihre heiß geliebte Gartenfräse verschwunden und in Schüler Hände gefallen war.

Mit dieser Fräse haben wir die grob gepflügte Erde bearbeitet und gleichzeitig viel Organisches Material (Rinde und Stroh) eingearbeitet. Die Steviapflanzen sind empfindlich gegenüber zu starker Düngung, lieben aber viel Organisches Material im Boden.
Danach mussten wir in mühseliger Kleinarbeit das gesamte Unkraut entfernen, da die Pflanzen völlig Unkraut- frei zu halten sind.

Bei der Auspflanzung sollte man auf kleine Abstände zwischen den jungen Pflanzen achten, damit sie sich gegenseitig selber stützen können.
Nachdem alle Pflanzen richtig eingepflanzt waren, deckten wir den Boden dazwischen mit Rinde ab, um dem weiteren Aufkommen von Unkraut vorzubeugen.
Wir sind gespannt wie sich die Pflanzen entwickeln werden und ob wir auch etwas ernten können.

Stevia-Anbau in Österreich:
Natürlich machten wir uns als landwirtschaftliche Schule Gedanken über den Anbau von Stevia in Europa. Bei intensiven Recherchen sind wir hier auf einige interessante Themen gestoßen: Die Pflanze könnte beispielsweise als Alternative zu Tabak angebaut werden. In Österreich wären die Klimabedingungen in Unterkärnten und dem südlichen Burgenland ideal. Vor allem für Bio- Bauern könnte der Anbau von Stevia eine sehr Erfolg versprechende Marktlücke darstellen. Da die EU bereits Anbauversuche in Portugal durchführt, ist zu erwarten, dass in absehbarer Zeit Stevia als Lebensmittel zugelassen wird.

Nun soll Stevia ihr Potential am Feld beweisen - im Labor hat sie es bereits mit Bravour gezeigt!


HLFS Ursprung - Ursprungstraße 4 - 5161 Elixhausen - Österreich- Impressum