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Laboranalytik Die Erreger der Borreliose sind Bakterien, so genannte Spirochäten (Schraubenbakterien). Das Erbgut der Borrelien ist DNA. Der Erreger der FSME ist ein Virus. Das Erbgut der FSME-Viren ist RNA. Inzwischen ist es möglich geworden, sowohl den FSME- als auch den Borreliose-Erreger in der Zecke direkt durch einen DNA-Test nachzuweisen. Für das Schullabor werden die gefangenen Zecken mehrere Wochen in 70%igem Alkohol bei -70°C gelagert. Der Alkohol tötet in dieser Zeit verlässlich alle Krankheitskeime ab, sodass uns bei der Laborarbeit keinerlei Gefahr droht und die Lagerung bei diesen extrem niedrigen Temperaturen garantiert, dass das Erbgut der Erreger nicht durch Enzyme abgebaut wird. Ein professionelles Labor würde die Zecken sofort verarbeiten, weil die Mitarbeiter im sicheren Umgang mit gefährlichen Krankheitserregern geübt sind. Als erster Schritt zur Gewinnung des Erregererbgutes wird der Chitinpanzer der Zecken entweder durch Zerreiben in flüssigem Stickstoff oder mithilfe eines Ultraturrax, das ist ein spezieller kleiner „Hochleistungspürierstab“ mit über 20.000 Umdrehungen pro Minute, mechanisch zerstört und die Zellen anschließend mit Enzymen (Proteinasen) behandelt und aufgeschlossen (lysiert). Mit mehreren aufeinander folgenden Reinigungsschritten werden störende Fette, Proteine, Zellorganellen und Salze entfernt. Nach der Isolierung der Erbsubstanz erfolgt der Nachweis der potentiell vorhandenen Borrelien-DNA bzw. FSME-Virus-RNA mithilfe der so genannten PCR-Methode. Der Nachweis von Borrelien ist relativ einfach mit einem PCR –Schritt möglich, da deren Erbgut aus DNA besteht. Eine geeignete Sequenz zur Vervielfachung eines Borrelien-Gens wurde aus der wissenschaftlichen Literatur ausgewählt. Im Falle des FSME-Nachweises muss die Viren-RNA zuerst in DNA umgeschrieben werden (reverse Transkription), um danach in einem „nested PCR-Verfahren“ vervielfältigt zu werden. Bei der „nested-PCR“ werden 2 PCR-Durchgänge hintereinander durchgeführt, damit auch geringste Mengen der gesuchten Information aufgespürt werden können. Bei der 2. PCR-Reaktion wird dabei ein etwas kleineres Fragment des 1. Durchgangs vervielfältigt. Die „nested PCR“ erhöht also die Sensitivität und Spezifität des Nachweises. Dieses Verfahren wird als RT-PCR ( Reverse Transkriptase - Polymerase Kettenreaktion) bezeichnet: Zuerst wird eine Reverse Transkriptase (RT) eingesetzt, die die RNA in cDNA (c steht für komplementär) umschreibt. Diese cDNA kann im Anschluss als Ausgangsprodukt in einer PCR verwendet werden, um die gesuchten Sequenzen zu vervielfältigen. Die nachfolgende Interpretation der Resultate ist vergleichsweise einfach. Ein negatives PCR-Ergebnis besagt, dass kein Erregererbgut in der Zecke gefunden werden konnte und somit das Risiko einer Infektion nahezu ausgeschlossen ist. Erhält man jedoch ein positives PCR-Ergebnis, so beweist dies das Vorhandensein von Borrelien bzw. FSME-Viren in der Zecke und damit das Risiko einer erfolgten Übertragung der Krankheitskeime im Verlaufe des Zeckenstichs. Um sicher zu gehen, dass im Lauf der diagnostischen Untersuchung kein Fehler passiert ist, wurde zusätzlich eine Positivkontrolle durchgeführt. RNA aus den Mitochondrien der Zecken wurde bei jeder Probe ebenfalls in cDNA umgeschrieben (reverse Transkription) und im Anschluss daran mit einer PCR vervielfältigt. Um eine verlässliche Aussage treffen zu können, mussten demnach alle Kontrollreaktionen ein sichtbares PCR-Produkt liefern, wohingegen im Falle der Borrelien- und FSME-PCR nur infizierte Zecken ein Signal am Agarosegel liefern sollten. Im Falle eines Fehlers im Laborablauf würde auch keine Positivkontrolle nachweisbar sein und zeigen, dass der Versuch wiederholt werden müsste. Das ganze Nachweisverfahren wurde mit originaler Borrelien-DNA, FSME–RNA und FSME c-DNA sorgfältig überprüft. Dr. Stephan Aberle, Klinisches Institut für Virologie der Medizinische Universität Wien, stellte uns die Referenzproben vom FSME-Erbgut zur Verfügung, Dr. Arnold Bito, Fachbereich Zellbiologie der Universität Salzburg die Referenzproben zum Borrelienerbgut. 1. Der Testablauf im Überblick:
· Isolierung von DNA und RNA aus den Zecken 2. Die experimentelle Vorgangsweise – Das Laborprotokoll 2.1 DNA und RNA Isolierung (MasterPure Complete DNA and RNA Purification Kit, Fa. Epicentre) · Einige Zecken in flüssigem Stickstoff aufbrechen oder im Ultraturrax zerkleinern 2.2 Vervielfältigung der Borrelien DNA mittels PCR (Primer:Priem S, Rittig MG, Kamradt T, Burmester GR, Krause A. ddH2O 36.8 µl Probe (DNA) 1 µl MgCl2 4 µl 25 mMTaq polymerase 0.2 µl 2U/µl PCR-Bedingungen: 2.3 Vervielfältigung der FSME RNA und der Positivkontrolle mittels RT – PCR (RevertAid First Strand cDNA Synthesis Kit, Fa. Fermentas) Im ersten Schritt wird die RNA durch Reverse Transkription in cDNA umgeschrieben. Eine Unmenge an kurzen zufallsgenerierten Primern garantiert, dass sämtliche vorhandene RNA, sowohl FSME Virenspezifische als auch Zecken-interne für die Positivkontrolle transkribiert wird. 5 µl Probe (RNA) 4 µl reaction buffer · Kurz vortexen und 3sec abzentrifugieren Im zweiten Schritt schließt sich eine normale PCR an, in der die eben erzeugte cDNA als Template (Vorlage) verwendet wird. Erst bei diesem Schritt wird selektiv mit passenden Primern die gesuchte cDNA Sequenz amplifiziert Es wird a) Die Vervielfältigung der FSME cDNA (Primer von Dr. Stephan Aberle, Klinisches Institut für Virologie, Medizinische Universität Wien) 1. PCR FSME: 25 Zyklen: 2. PCR FSME: 30 Zyklen: b) Die Vervielfältigung der mitochondrialen Zecken cDNA als Positivkontrolle. (Primer lt. Info von Dr. Judith Kießling, Institut für Medizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenmedizin, Tierärztliche Fakultät, Ludwig-Maximilians-Universität München) Als Kontrolle, ob erstens die Isolierung von RNA und zweitens auch die reverse Transkription funktioniert haben, wird ein bestimmter Abschnitt von mitochondrialer Zecken-RNA, also respektive cDNA, vervielfältigt.: PCR-Ansatz: 35 Zyklen: 2.4 Nachweis aller PCR-Produkte im Agarosegel Um die PCR-Produkte erstens sichtbar zu machen und zweitens deren Größe zu bestimmen, wird eine Agarose-Gel-Elektrophorese durchgeführt. DNA-Gel: 1 % Agarosegel in 0,5x Tris-Borat-Puffer pH 8,6 (TBE) DNA-Farbstoff (Gelstar): Färbereagens, das sich in die DNA einschiebt. Probenpuffer: enthält einen Farbstoff (= Bromphenolblau), der es ermöglicht, die Lauffront am Gel zu verfolgen und Glyzerin zur „Beschwerung“ der DNA, die dadurch in die Geltaschen sinkt. Die DNA wandert vom Minus - zum Pluspol, das entspricht den Kabelfarben Schwarz zu Rot. Anhand der Farbfront kann man die Wanderung der DNA im Gel beobachten. Nach etwa 45 Minuten wird das Gel aus der Kammer genommen und auf den Illuminator gelegt. Auf einem BlaulichtIlluminator wird das Gel betrachtet und fotografiert. Die gefärbten DNA-Banden leuchten grün-gelb. |