Wir haben auf unserem Schulgelände 337 Aronia-Pflanzen gesetzt, um in den kommenden Jahren pflanzenbauliche und wirtschaftliche Schlüsse über diese Pflanze ziehen zu können.
Im folgenden Artikel wird die Pflanze und ihre Wirkungen näher erklärt. Die Hauptinformation stammt aus einem Werk der englischen Fachliteratur (Lit.1), das mit viel Mühe übersetzt wurde.
Einführung
Der Aronia-Strauch gehört zur Familie der Rosengewächse bzw. zur Unterfamilie der Kernobstgewächse. Die in Nordamerika heimische Aronia wird in zwei Gattungen unterteilt:
1. Aronia melanocarpa (= schwarze Apfelbeere)
2. Aronia arbutifolia (= rote Apfelbeere)
Die A. melanocarpa ist ein Strauch, der 90-180 cm hoch wird und violett-schwarze Beeren hat, die einen Durchmesser von ca. 6 mm haben. Sie wachsen in Trauben mit 8 bis 14 Früchten auf roten Stielen. Die Beeren der A. melanocarpa reifen und fallen schon früh ab, im Gegensatz zu jenen der A. arbutifolia, deren leuchtend rote Früchte bis in den Winter am Strauch bleiben. Die grünen Blätter sind auf der Unterseite matt-grau behaart und färben sich im Herbst rot.
Das Gebiet, wo die A. melanocarpa heimisch ist, erstreckt sich vom nordöstlichen Teil Nordamerikas und der Region der “Great Lakes“ bis zu den höheren Teilen der Appalachen im Süden. Dort kommt sie in Bergmooren und auf kahlen Bergen vor. Die Aronia ist jedoch nicht in den Küstenebenen vertreten.
Anbau
Die meisten Informationen über den Aronia-Anbau beziehen sich auf die Art der A. melanocarpa, die sehr viele wertvolle Inhaltsstoffe enthält. Ihre Beeren werden für die Saft-, Marmelade- und Weinherstellung sowie als Quelle für natürliche Farbstoffe verwendet.
Die Pflanze wurde populär, nachdem sie im 19. Jahrhundert in Russland eingeführt worden war – ursprünglich als Beerenstrauch in Hausgärten. Der groß dimensionierte, kommerzielle Anbau der Aronia in der Sowjetunion begann in den späten 1940er Jahren. Der Höhepunkt war wohl eine 17.800 ha große Anbaufläche in Sibirien (1984). Heutzutage wird die Aronia vor allem in Polen, der Tschechischen Republik, der Slowakei, Deutschland und der Ukraine im großen Stil angebaut. Die am häufigsten verwendeten Sorten sind ''Viking'', ''Nero'' und ''Aron". Diese werden für die Massenobstproduktion verwendet.
Anwendung
Früher wurden die Früchte der A. melanocarpa von den in Nordamerika Einheimischen Potawatomi als Tee gegen Verkühlungen verwendet. Aroniabeeren wurden auch zur Herstellung von Pemmikan verwendet, einem nahrhaften und haltbaren Lebensmittel aus Fett, zerstoßenem Dörrfleisch und manchmal Früchten. Heute werden die Aroniabeeren aufgrund ihres hohen Anthocyangehaltes als Zutat von antioxidativen und gesundheitsfördernden Säften, Tees und belebenden Likören verwendet. Die Beere der A. melanocarpa hat einen bitteren, säuerlichen Geschmack und zeigt eine adstringierende Wirkung, wodurch sie sich eher zur Weiterverarbeitung als für den direkten Konsum eignet.
In der pharmazeutischen Industrie werden Aronia-Extrakte zur Herstellung von Sirup und Diät-Präparaten verwendet.
Der hohe Pektingehalt macht die Aroniabeeren nützlich zur Herstellung von Marmeladen, wo sie mit Früchten kombiniert werden, deren Pektingehalt nicht so hoch ist. Aroniabeeren oder -extrakte können zu Marmeladen hinzugefügt werden, um deren Geschmack, Farbe oder antioxidative Eigenschaften zu verbessern. Die Beeren der A. melanocarpa sind neben Trauben (Vitis sp.) und Rosellen (Hibiscus sabdariffa) eine wichtige Quelle von Anthocyanen, die als natürliche Lebensmittelfarbstoffe verwendet werden können.
Pharmazeutisch relevanten Komponenten
Die einschlägige Literatur weist auf die Beere A. melanocarpa als eine besonders reichhaltige Quelle von pharmazeutisch relevanten Verbindungen hin. Polyphenole, insbesondere Anthocyane und Proanthocyanidine, bilden die Hauptgruppe der biologisch aktiven Bestandteile der Aroniafrucht. Diese Verbindungen sind verantwortlich für die antioxidativen Eigenschaften der Beere. Zu ihren anderen Phenolen gehören z.B. Chlorogensäure und neo-Chlorogensäure, sowie eine kleine Anzahl an Tanninen.
Einige Inhaltstoffe der A. melanocarpa
Der totale Phenolgehalt reicht von ca. 2.000 bis etwa 8.000 mg pro 100 g Trockengewicht und ist abhängig von der Sorte, den Anbaubedingungen und dem Erntedatum.
Tab.1 Phenolgehalt mg/100gTM
Zucker (10-18%)
Pektine (0,6-0,7%)
Zuckeralkohol Sorbit
geringe Menge an Fett (0,14% Frischgewicht)
Relativ hohe Gehalte von K und Zn, sowie einige Mengen an Na, Ca, Mg und Fe
Vitamine A, C, E, K, B1, B2, B6, Folsäure, Niacin, Pantothensäure
Triterpenen, β-Sitosterin und Campesterin
Tab. 2 Inhaltsstoffe der A. melanocarpa
Die wichtigste und am meisten erforschte Gruppe von pharmazeutisch relevanten Komponenten der Aronia sind Flavonoide, vor allem Anthocyane und Proanthocyanidine.
Proanthocyanidine
Die hauptsächlichen Flavonoide in Aroniabeeren sind Proanthocyanidine. Ihr Vorkommen reicht von 0,66% bis 5,18% der Trockenmasse.
Anthocyane
In Aroniafrüchten sind Anthocyane die zweitgrößte Gruppe der phenolischen Verbindungen mit einem Konzentrationsbereich von 0,60% bis 2,00% der Trockenmasse. Anthocyane kommen in der Aronia als Mischung aus Cyanidin-Glykosiden vor: 3-Galactosid, 3-Glucosid, 3-Arabinosid und 3-Xylosid, von denen Cyanidin 3-Galactosid das Wichtigste ist. (vgl .Tab. 3)
Anthocyanen mg/100 g
Tab. 3 Mindestgehalt an Anthocyanen im Vergleich
Antioxidative Aktivität
Früchte gelten als reiche Quellen von Polyphenol-Verbindungen und zahlreiche Studien haben die antioxidative Wirkung dieser Stoffe nachgewiesen. In Experimenten wurde untersucht, wie die Inhaltstoffe der verschiedenen Früchte zellschädigende Substanzen wie z.B. freie Radikale "einfangen" und damit unschädlich machen können.
Eine Studie verglich die sauerstoffradikale-absorbierende Kapazität. Es zeigte sich, dass die Früchte der A. melanocarpa eine stärkere antioxidative Aktivität aufwiesen als andere Beeren.
- 5 x höhere antioxidative Aktivität als die Heidelbeere (Vaccinium corymbosum)
- über 8 x höhere antioxidative Aktivität als die Cranberry (Vaccinium macrocarpon)
- mehr als 4 x höhere antioxidative Aktivität als die Preiselbeere (Vaccinium vitisidaea)
Die Aronia weist auch eine stärkere antioxidative Aktivität auf als:
- die Schwarze Johannisbeere (Ribes nigrum)
- die Rote Johannisbeere (Ribes rubrum)
- die Stachelbeere (Ribes grossularia)
- Holunder (Sambucus nigra)
Pharmakologische Wirksamkeit
Seit vielen Jahren werden Aroniabeeren und deren Produkte gern als Lebensmittelzusätze verwendet, ohne dass es dabei vorrangig um die positive gesundheitliche Wirkung ginge. So reicht bspw. bereits ein Tropfen Aronia-Saft, um ein Heidelbeerjoghurt kräftig einzufärben, selbst wenn eigentlich nicht viele Heidelbeeren darin sind.
In neuerer Zeit kommen aber immer mehr Nahrungsmittel auf den Markt, die die gesundheitliche Wirkung der Aronia betonen. Der Grund sind entsprechende wissenschaftliche Studien, die in den letzten Jahren erschienen sind. Neben ihren antimutagenen, lipidsenkenden Eigenschaften verringern Polyphenole auch das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Es wurde keinerlei Toxizität für Extrakte der schwarzen Aronia beobachtet.
Quellen:
1.) Kokotkiewicz A, et al 2010
Aronia plants: a review of traditional use, biological activities, and perspectives for modern medicine.
J Med Food. 13(2):255-69.
2.) http://www.pascoe-global.com /sites/ar/ content/e151 /index_ger.html
3.) http://www.3sat.de/page /?source=/nano/ umwelt/ 148065/index.html
4.) Misfeldt C. "Gesundheitsfördernde Inhaltstoffe der Aronia melanocarpa" Diplomarbeit, Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, 2007
Einige Beispiele der durchgeführten Tests:
und 2-Aminofluoren
Antimutagene Wirkung
Im Ames-Test wurden mutagene Aktivitäten von Benzo[a]pyren und 2-Aminofluoren in der Anwesenheit von Anthocyanen aus Aroniabeeren fast vollständig eliminiert.
Krebshemmende Wirkung
Das Experiment mit den menschlichen Kolontumor HT29-Klon-19A-Zellen – mit einer Mikrogelelektrophorese durchgeführt (Komet-Test) – bewies, dass H2O2-DNA-Strangbrüche in Anwesenheit von A. melanocarpa extrem zurückgingen.
Gleichzeitig blieben endogene Generationen von oxidierten DNA-Basen unverändert.
Leber schützende Wirkung
Die leberschützende Wirkung von A. melanocarpa-Saft wurde in einem Experiment an Ratten mit CCl4-induzierten Leberschäden festgestellt. Die Zugabe von Aroniasaft in das Futter der Ratten bewirkte eine bedeutsame Reduktion der histopathologischen Veränderungen in der Leber.
Antidiabetische Wirkung
Die antidiabetische Wirkung wurde für Obst- sowie für Blattextrakte der A. melanocarpa bewiesen, wobei man oft mit Tierversuchen und experimentell hervorgerufener Diabetes arbeitete.
Schwarzer Apfelbeerensaft, der 6 Wochen lang über den Mund verabreicht wurde, zeigte eine wesentliche (> 40%) glucosereduzierende Wirkung bei Ratten mit Streptozocin-Diabetes. Diese Wirkung wurde jedoch nicht bei gesunden Ratten festgestellt.
Heilpflanze in Russland
Aufgrund der großen Mengen bioaktiver Inhaltstoffe zählt die Aronia in Russland zu den Heilpflanzen und wird zur Behandlung
zahlreicher Krankheiten eingesetzt.
Man behandelt Erkältungen, Magen-, Darm-, Drüsen- sowie Leber- und Gallenblasenerkrankungen damit. Aronia gilt als entzündungshemmend
und gefäßverstärkend. Bei Masern oder Scharlach werden die Beeren zu Heilung und Stärkung des Immunsystems empfohlen.
Nachdem man festgestellt hatte, dass die Aronia die Ausscheidung von radioaktivem Strontium steigert, wurde sie auch in der Behandlung von
Strahlenkrankheiten verabreicht (Lit. 4).